Künstlerisches Wirken

Echte Kunst braucht Liebe und Leidenschaft, allem voran die Liebe zum Motiv. Je länger ich mich einem Motiv zuwende, umso mehr wird es zu meinem Gegenüber und der Schaffensprozess zu einer Art Dialog. Das gilt nicht nur für die Porträt- oder Landschaftsmalerei, sondern auch für abstrakte oder expressive Motive. Nur der Dialog ist dann ein anderer.

Liebe und Leidenschaft empfinde ich auch im Umgang mit Material und Farbe. Mit Acrylfarbe arbeite ich wesentlich spontaner und expressiver als mit Ölfarbe. In diesem Sinne ist Acrylfarbe für mich ein sehr leidenschaftliches Medium; die Ölfarbe ist eher ein Partner für das ruhige, sinnliche und kontemplative künsterlerische Gestalten. Seit einigen Jahren experimentiere ich auch mit textilen Untergründen und Papiercollagen. Hier fasziniert mich das Zusammenwirken von Farbe, Material und Struktur – besonders, wenn das Material aus seinem gewohnten Umfeld demontiert und in einem neuen Zusammenhang arrangiert wird. Wie reagieren zum Beispiel Asche, Spachtelmasse und Stoffgewirke miteinander? Außerdem arbeite ich mit entsorgten Broschüren, Papieren und Bildern. Konkret geht es hier um die Frage, wie man unachtsam weggeworfenen Materialien neue Achtsamkeit zukommen lassen kann. Eben nachhaltiges Gestalten und Wirken. 

Suchen und Finden bedingen einander. Ich hatte noch nie das Gefühl, mein Werk ist zu Ende. Im Gegenteil: Wenn ich künstlerisch arbeite, ist das Ringen um Neues das Spannendste für mich. Es ist ein so vielfältiger und andauernder Suchprozess, dass ich all meine Zeit damit verbringen könnte. Dabei geht es nur vordergründig um das Ausprobieren neuer Sujets und Methoden oder den neuen Umgang mit bereits existierenden künstlerischen Arbeiten oder Materialien. Im Kern geht es um die Wachsamkeit gegenüber neuen Möglichkeiten. Dieses ständige Suchen ist deshalb ein Zustand, der mich in einem guten Sinn gefangen nimmt und mir das Finden erst ermöglicht.